Eis kurios

16.03.2023

Insekten werden gesellschaftsfähig

Seit Anfang 2023 sind Insekten in aller Munde, denn die Krabbeltiere sind in der Europäischen Union als Lebensmittel zugelassen. Die Verarbeitung von Insekten ist allerdings nicht neu. Vor allem in Süßigkeiten sorgen beispielsweise Blattläuse als Zutat für glänzende Oberflächen und leuchtendes Rot. Jetzt hat die Europäische Kommission vier Insekten als Lebensmittel für den europäischen Markt zugelassen. 

Zugelassen sind der Mehlkäfer, die Wanderheuschrecke, die Hausgrille und der Getreideschimmelkäfer oder Buffalowurm, die in verschiedenen Darreichungsformen – getrocknet, tiefgefroren, pulverisiert oder als Paste – als Lebensmittel auf dem europäischen Markt zugelassen sind. Das verursacht bei einigen Verbraucher:innen schon beim Lesen ein gewisses Unbehagen. Deshalb müssen Lebensmittel, die diese Insekten enthalten, in der Zutatenliste deutlich und mit Klarnamen aufgeführt werden. Verbraucher:innen können dann entscheiden, ob sie die Produkte genießen möchten oder nicht. 

Wo Insekten drin sind, muss auch Insekten drauf stehen

Im Gegensatz zu bisherigen Regelungen ist dies sehr transparent. Einige der eiweißhaltigen Kleintiere sind in der Lebensmittelindustrie schon lange eine beliebte Zutat. Weibliche Cochenille-Läuse zum Beispiel färben Kaugummi, Joghurt und Fruchtgummi leuchtend rot. Aus den Ausscheidungen der Lackschildlaus entsteht Schellack, der Schokolinsen und Bonbons einen spiegelnden Glanz verleiht. In den Zutatenlisten der Hersteller liest sich das allerdings so: E904 sorgt für den glänzenden Überzug und der rote Läusefarbstoff taucht unter anderem als Karmin, Cochinille oder auch als E120 in den Zutatenlisten auf. Von Insekten ist hier nicht die Rede. 

Die Kennzeichnung der vier neuen Lebensmittelinsekten ist eindeutig. Das EU-Recht ordnet sie der Kategorie „Lebensmittel, die aus Tieren oder Teilen von Tieren bestehen“ zu. Produkte, die diese Insekten enthalten, müssen als solche gekennzeichnet werden. Mehr zum EU-Recht rund um Insekten finden Sie hier

Novel Food: Grillen-Eis 

Novel Food bedeutet übersetzt „neuartige Lebensmittel“ und bezeichnet so unterschiedliche Lebensmittel wie Insekten, Algen, neue Pflanzenproteine oder traditionelle Lebensmittel aus Drittländern. Der Gelatiere Thomas Micolino sorgt derzeit in seiner Eisdiele in Rottenburg am Neckar mit Insekten-Eis für Aufsehen. Das Grillenmehl für sein neues Grillen-Eis stammt aus einer deutschen Speiseinsektenzucht. Die Tiere werden auf rein pflanzlicher Basis ohne Antibiotika, Pestizide und Hormone gezüchtet und das Produkt mehrmals jährlich von der Lebensmittelüberwachung des Landratsamtes Tübingen und dem unabhängigen BAV-Institut auf Qualität und Unbedenklichkeit geprüft. 

Die Produktion des Grilleneises erfolgt getrennt von den anderen Eissorten und auch in der Eistheke hat die besondere Sorte eigene Eisbehälter und einen großen Abstand zum herkömmlichen Angebot. So ist sichergestellt, dass sich keine Insekten in das Erdbeereis schleichen. Die Trennung ist wichtig: Bei einigen Kund:innen kommt die Insektensorte nicht so gut an und der Gelatiere erntet neben viel positiver Resonanz auf seine ungewöhnliche Eisidee auch einige Kritik. Auf seinem Instagram-Account nimmt er dazu Stellung und erklärt die Motivation hinter seiner Idee: 

„Wir wurden buchstäblich überschwemmt mit… viel Kritik, vielen Komplimenten, viel Überraschung und viel Neugierde auf unser neues Grillenmehl-Eis! Es ist eine kleine Botschaft für das Essen, das die Zukunft sein könnte. Eine Botschaft der Solidarität, der Nachhaltigkeit, der Natur, der Liebe. Danke an alle, an die, die gut reden, und an die, die schlecht reden, weil… jedenfalls reden sie darüber und das ist für mich schon ein Erfolg.“ 

Sprung über den großen Teich

Und der hat sich sogar international eingestellt Thomas Micolino hat es neben einem großen Echo in deutschen und europäischen Medien bis nach Amerika geschafft. Neben der Washington Post berichteten viele weitere Zeitungen und Fernsehsender über sein Insekten-Eis.

Was halten Sie davon? Würden Sie Grillen-Eis probieren? Würden Sie Insekten-Eis in Ihr Sortiment aufnehmen? Schreiben Sie uns. Wie immer freuen wir uns über Ihre Nachricht – hier in den Kommentaren oder per E-Mail an info@gebas24.de.

Bild
Andres Siimon auf unsplash.com

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Autor

Caroline Zöller

Eisliebhaberin und schon aus reinem Eigennutz immer an den neuesten Trends und Entwicklungen in Sachen Eis, Kulinarik und Gastronomie interessiert. Dazu sind Kommunikation, Marketing und die perfekte Kundenansprache ihr Steckenpferd. Sie ist presserechtlich verantwortlich für den Inhalt (V.i.S.d.P.)