Branchen-Meinung

08.12.2021

2022: Was muss die Kugel kosten?

In den letzten Wochen und Monaten sind die Preise für nahezu alle Rohstoffe, Verpackungen und Transportkosten deutlich gestiegen – und ein Ende ist nicht in Sicht. Das Fazit und unsere Empfehlung vorab: Eine Preissteigerung für Speiseeis ist unumgänglich. Die Eiskugel muss 0,20€ teurer werden! Wenn alle mitziehen, verstehen es die Konsumenten.  

Lesen Sie jetzt die Hintergründe: Rohstoffverteuerung und Rohstoffknappheit. Vokabeln, die uns schon das ganze Jahr begleiten. Wir haben 2021 gelernt, dass sich in unserer Welt alles bedingt und zusammenhängt. Steigt an einem Ende des Globus die Nachfrage oder die Lieferkette für einen Rohstoff läuft nicht rund, wirkt sich das am anderen Ende auf unser sensibles System von Angebot und Nachfrage aus. Und das wiederum bestimmt den Preis für ein Produkt.

Preissteigerung für Speiseeis und ein Schiff im Suezkanal

Ein Schiff blockiert den Suez Kanal. Seitdem ist in den großen Häfen dieser Welt Stau. Schiffe können nicht entladen werden, dadurch fehlen Seecontainer und Fahrer, Kapitäne und Zugführer, die die Waren an Land und auf den Flüssen transportieren, sind ausgebremst. Die Container, die auf den Schiffen in den Häfen liegen, fehlen zum Verladen neuer Waren. Die Lieferketten sind empfindlich gestört und die Logistikkosten steigen.

Seecontainer im Stau

Auch die Energiekosten klettern immer weiter nach oben. Die Strompreise beispielsweise werden teurer, das sie einer EEG-Umlage, die den Ausbau erneuerbarer Energien finanziert, unterliegen. Benzin und Diesel werden durch einen in schwindelnde Höhen gestiegenen Ölpreis und die CO2-Steuer unbezahlbar. Transportkosten haben sich dadurch verdoppelt.

Das Pandemiegeschehen hat den Alltag und das Verhalten der Konsumenten stark beeinflusst. Der Bereich Reinigungs- und Desinfektionsmittel zum Beispiel boomt und sorgt für einen massiven Anstieg des Verbrauchs von Plastik- und Verpackungsmaterial. Das wirkt sich auf die Materialverfügbarkeit aus und hat Konsequenzen für die Rohstoffpreise von Kunststoff und Verpackungen anderer Produkte.

Rohstoffpreise auch in Deutschland enorm gestiegen

In Deutschland schlägt der Borkenkäfer schon im zweiten Jahr zu und wirbelt die Waldwirtschaft durcheinander. Viel Holz musste geschlagen werden und wurde nach Asien geliefert. Dort herrscht enormer Bedarf. Das hat wieder Einfluss zum Beispiel auf die Preise von Lebensmittel-Verpackungen. In Europa fehlt das Holz, aus dem Karton und Papier für diese Verpackungen hergestellt werden.

Prise für Zucker steigt

Auch die Rohstoffe für Lebensmittel werden teurer. Der Klimawandel und die trockenen Sommer beeinflussen unsere Ernten und die Erträge. Der Weizenpreis verteuert sich durch unterdurchschnittliche Ernten um 50 Prozent und klettert innerhalb eines Jahres auf ein neues Allzeithoch. Und auch die Kosten für Milchpulver, Zucker, Haselnüsse oder Soja sind stark gestiegen. Produkte wie Dextrose, Trockenglukose und Inulin sind fast nicht verfügbar oder nur zu horrenden Preisen im Vergleich zum Anfang des Jahres 2021 zu kaufen. Der Preis für Zitronensäure hat sich vervierfacht. Insgesamt lagen die Lebensmittelpreise im Oktober 2021 um fast 32 Prozent höher als im Vorjahresmonat.

Es ist Zeit auf nachhaltige Produkte umzusteigen

Trotz des Plastikverbots bei Einwegverpackungen können zwar noch bestehende Bestände verwendet werden, aber danach müssen alternative Produkte eingesetzt werden, die deutlich mehr kosten. In diesem Beitrag zur Einwegkunststoffverbotsverordnung für Verbrauchsmaterialien erfahren Sie genauer, was das Kunststoff-Verbot bedeutet und wie Sie Ihr Angebot auf nachhaltige Produkte umstellen können.

Eismacher müssen sich der Lage stellen

Die genannten Beispiele sind nur Auszüge der aktuellen Lage und erklären nicht alle komplexen Zusammenhänge denen sie unterliegen. Aber sie machen deutlich: Für die Verbraucher wird das Leben teurer und für die Besitzer von Eismanufakturen und -salons das Leben nicht einfacher. Steigende Rohstoffpreise, Energie- und Logistikkosten haben auch 2022 einen erheblichen Einfluss auf ihr Geschäftsergebnis. Rein betriebswirtschaftlich gesehen ist die Lösung für die Eismacher einfach: Die naheliegende Maßnahme im Umgang mit gestiegenen Rohstoffkosten ist, den daraus resultierenden Kostenanstieg an die Kunden weiterzugeben. Kurz gesagt: den Preis für die Kugel Eis zu erhöhen.

Wie sage ich es meinen Kunden?

Hier ein paar Fakten, denen Sie sich stellen müssen: Rohstoffe plus 40%, Verpackungen + 20%, Energiekosten + 10% im Vergleich zum Vorjahr. Aber wie soll man den Kunden erklären, dass aufgrund solcher Steigerungen die Saison 2022 mit einer Preissteigerung von 0,20 €/Kugel Eis startet? Viele Eismacher scheuen sich ihre Waren teurer anzubieten, denn sie fürchten dadurch Umsatzeinbußen. Hier ist Selbstbewusstsein angesagt, denn Anbieter von hochwertigem Industrie-Speiseeis sind schon jetzt deutlich teurer, als das frische handwerklich hergestellte Eis. Es ist einzigartig, ein Genuss und muss sich nicht verstecken.

Ein guter und der einzige Weg ist die Aufklärung der Kunden mit entsprechenden Informationen. Es hilft Argumente im Ärmel zu haben, warum es auch beim Eisverkauf erforderlich ist, die Preise anzugleichen.

Unsere Tipps: mit Information in die Offensive

Halten Sie für das Gespräch mit Ihren Kunden einige Fakten parat. Oder kommunizieren Sie Informationen über einen Thekenaufsteller. Erklären Sie, dass Sie auf die Steigerung von Energiekosten oder Rohmaterial entsprechend reagiert haben. Und – ganz wichtig – erzählen Sie Ihren Kunden, dass Sie nicht an der Qualität Ihrer Produkte sparen werden. Ein gutes Produkt hat seinen Preis!

Erklären Sie, was die neue Einwegkunststoffverbotsverordnung für Verbrauchsmaterialien aus Plastik bedeutet und erläutern Sie zum Beispiel, dass Sie entschieden haben, schon jetzt auf ein nachhaltiges Angebot umzusteigen.

Es ist zwar immer noch möglich bestehende Bestände von Eis- und Kaffee-Bechern oder Eislöffeln aus Plastik aufzukaufen, aber beim Kunden kommen die nachhaltige Alternativen zunehmend besser an. Die Bereitschaft für diese Produkte tiefer in die Tasche zu greifen ist bei Vielen gegeben. Zusammen mit dem Hinweis auf eine gleichbleibend hochwertige Qualität Ihrer Produkte werden Ihren Kunden höhere Preise einleuchten. Sie können ihnen hinsichtlich einer Preisdiskussion direkt den Wind aus den Segeln nehmen.

Wie wäre es also mit einem Aufkleber oder einem Thekenaufsteller für Ihre Eistheke, der den Kugel-Preis offen thematisiert und auf die Gründe dafür eingeht? Vielleicht dargestellt als Rechenbeispiel?

Die Kugel muss teurer werden

Gehen Sie offen und offensiv in die Diskussion mit Ihren Kunden, legen Sie sich Fakten zurecht für die Preissteigerungen von Speiseeis und suchen Sie das Gespräch. Die meisten Kunden freuen sich über Aufklärung und über eine gleichbleibend hochwertige Eisqualität, die sie von Ihnen gewohnt sind.

Lesetipp: Und in unserem Beitrag aus Mai 2022 gibt es mehr und aktuelle Infos zur Entwicklung der Rohstoffpreise und Tipps für die eigene Kalkulation des Kugelpreises. 

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Bilder
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Autor

Caroline Zöller

Eisliebhaberin und schon aus reinem Eigennutz immer an den neuesten Trends und Entwicklungen in Sachen Eis, Kulinarik und Gastronomie interessiert. Dazu sind Kommunikation, Marketing und die perfekte Kundenansprache ihr Steckenpferd. Sie ist presserechtlich verantwortlich für den Inhalt (V.i.S.d.P.)